Die Geschichte der Volksschule Seeon

Die erste allgemeine Schule befand sich in Sandgrub.

Seit 1754 ist durch die Tätigkeit Joseph Kirchbichlers als Schullehrer dessen Haus in Sandgrub am Nordufer des Seeoner Sees erstmals als Schulhaus feststellbar. Bis 1770 unterrichtete der „Schullehrer“, wie bisher üblich, nur freiwillige Schüler. 1771 befahl ein kurfürstliches Mandat den Besuch der Christenlehre und der öffentlichen Schulen. In der Klosterhofmark Seeon wurde der Schulbetrieb vom Kloster bis zu dessen Aufhebung gefördert. 1802 führte der bayerische Kurfürst die allgemeine Schulpflicht ein. Um diese Zeit unterrichtete schon Michael Kirchbichler, der Sohn und Nachfolger von Joseph Kirchbichler, in seinem Haus am See die stattliche Menge von bis zu 100 Kinder.


Seit 1771 mußten also alle Kinder von 6 bis 12 Jahren an allen Werktagen jeweils für einige Stunden zum Rechnen, Schreiben und Lesen in die „Werktagsschule“ gehen. Die älteren Kinder (ab 13 Jahren), die schon daheim am Bauernhof arbeiteten oder im Dorf ein Handwerk lernten, mußten dagegen an jedem Sonn- und Feiertag für 2 bis 3 Stunden in die „Feiertagsschule“, zunächst ein, später zwei Jahre lang. Anfangs erfaßte man so auch Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren, um ihnen noch das Lesen und Schreiben beizubringen.

Die ganze Last lag dabei oft auf den Schultern eines einzigen Lehrers. So mußte z.B. der Seeoner Lehrer Gebhard im Schuljahr 1826/27 ganz allein und ohne Hilfskraft 100 Werktagsschüler und 68 Feiertagsschüler unterrichten. Kein Wunder daß bei derartigen Klassenstärken nur noch der Rohrstock half, Zucht und Ordnung einigermaßen aufrecht zu erhalten. Dazu kam - ein weiterer Mißstand - die räumliche Beengtheit. Sie zwang schließlich zur Verlegung der Schule.

Die zweite Schule nannte man die Pfarrschule

1828 wurde die Schule im Pfarrhof, dem ehemaligen Hofrichterhaus neben der Kirche St. Walburg, untergebracht. Die Bürger nannten sie deshalb „Pfarrschule". Die Örtlichkeit war für den Pfarrer sehr bequem, übte er doch neben der Erteilung von Bibelunterricht in der Schule auch die örtliche Schulaufsicht aus, die damals jedem Dorfpfarrer oblag. Die Kontrolle über Lehrer und Schüler war so jederzeit möglich. Das einzige Schulzimmer befand sich zunächst neben dem Stall im Erdgeschoß, die Lehrerwohnung gleich nebenan. Ihre drei geräumigen Zimmer wurden sicherlich auch zu Unterrichtszwecken mitverwendet.


Darüber hinaus wurde freilich die Raumnot durch das oftmalige Fehlen der Schüler gelindert. Die Erfüllung der Schulpflicht wurde nämlich mancherseits nicht allzu ernst genommen, brauchte man die Kinder doch immer wieder zu dringlicheren Arbeiten daheim am Bauernhof oder in der väterlichen Werkstatt. Zuweilen fiel aber der Unterricht wegen Nichterscheinens des Schullehrers gänzlich aus. Manchmal war es eine Erkrankung wegen Überarbeitung, meistens aber der Geldmangel, der ihn von der Schularbeit fernhielt. Seines minimalen Gehalts wegen war er doch gezwungen, seine Einkünfte durch zahlreiche Nebenbeschäftigungen aufzubessern: als Organist, als Mesner und als Gemeindeschreiber. Oder er ging einfach auf die Jagd. Er galt im ganzen Land als Hungerleider, den reichere Bauern oft mit Naturalien unterstützten und als Gegenleistung bessere Behandlung und bessere Noten für ihre Kinder erwarteten. Mancher Lehrer - so hört man - konnte sich nicht einmal ein ganzes Hemd leisten. So trug er nur einen Hemdkragen und zwei Manschetten, die er mittels einer Schur um den Hals befestigte, unter seiner Jacke.

1841 baute man den Getreidekasten im Obergeschoß des Pfarrhauses für den einklassigen Schulbetrieb und für eine Wohnung des Lehrers aus.